Captain POWER und Surferin NAVI: Sparmassnahmen – was nun?

Captain POWER und Surferin NAVI: Sparmassnahmen – was nun?

Sparmassnahmen sind mehr als Zahlen – sie sind ein Führungstest. Die Begegnung zwischen Captain POWER und Surferin NAVI zeigt, wie Vertrauen zum entscheidenden Hebel für echte Transformation werden kann.


Von Marco S. Maffei (see English version below)

Austausch

NAVI lauscht an der Bürotüre von Captain POWER. «Wie ist er heute drauf? Wie aufmerksam ist er diesmal? Wie viel Transparenz liegt drin?» Doch anstatt das übliche Gemurmel zu hören, wie er sich mit einem Direktunterstellten über die Chefin auslässt, vernimmt sie ein leises Schluchzen, das allmählich zu verstummen scheint. Weitere zehn Minuten vergehen, bis er sie hereinbittet. «Entschuldige die Verspätung», begrüsst er NAVI mit dunklen Augenringen und angespannter Stimme. «Es kam etwas Dringendes dazwischen. Was steht an?»

«Danke, POWER, dass Du Dir Zeit nimmst», beginnt NAVI ruhig. «Von unseren dreissig Minuten bleiben noch fünf. Wann hast Du Deinen nächsten Termin?» «Ach, die können warten», winkt er ab. «Worum geht es?»

«Wie Du weisst, arbeite ich als Freelancerin auf Mandatsbasis und bin nur befristet für Dich tätig. Das ermöglicht mir, Dir eine unabhängige und transparente Perspektive auf die Abläufe und Herausforderungen in Deiner Organisation zu geben. Möchtest Du diese hören?» POWER nickt, verschränkt seine Arme, lehnt sich in seinen Chefsessel zurück, sichtlich mit seinen Emotionen ringend.

Konfrontation

«Nun, ich empfinde die Stimmung in den Teams als bedrückt und äusserst angespannt», fährt NAVI fort. «Die bereichsübergreifende Zusammenarbeit wird spürbar mühsamer. Alle wirken beschäftigt, doch niemand weiss genau, woran die anderen arbeiten. Die Gerüchteküche brodelt. Seit der Ankündigung der Sparmassnahmen wächst und wächst der Informationsbedarf der Mitarbeitenden massiv. Alle Blicke richten sich auf die Geschäftsleitung.

Doch die schweigt, versteckt sich hinter politisch-diplomatischen Floskeln und scheint abzuwarten. Gerade in solchen Zeiten aber ist Führung gefragt. Reine Sparmassnahmen ohne soziokulturelle Einbettung untergraben das Vertrauen in die Leitung – und schüren vor allem Angst. Die Folgen sind absehbar: Rückzug, Loyalitätsverlust, sinkendes Engagement und wachsende Konflikte. Dienst nach Vorschrift wird zur Norm. Gleichzeitig verlassen Dich die produktivsten und innovativsten Mitarbeitenden.»

POWER schluckt. Mit fahlem Lächeln und zitternden Lippen erwidert er: «Ehrlich gesagt wächst mir das Ganze über den Kopf. Seit meiner krankheitsbedingten Abwesenheit überschlagen sich die Ereignisse. Ich fühle mich überfordert, Change-Management ist nicht gerade meine Stärke.  Eigentlich würde ich lieber Daten interpretieren als Menschen führen.»

Wie aus dem Nichts verhärten sich seine Gesichtszüge. «Aber ich habe keine andere Wahl. Ich muss das einfach durchziehen. Funktionieren. Es wird schon irgendwie gut gehen.»

«Danke für Deine Offenheit, POWER. Ich spüre den Druck, der auf Deinen Schultern lastet», anerkennt NAVI. «Was die ‘fehlende Wahl’ betrifft, bin ich allerdings anderer Ansicht. Im Leben – und so auch im Berufsalltag – haben wir stets mindestens zwei Optionen: Entscheidungen auf Basis von Angst oder Vertrauen zu treffen. Angst füttert unseren Kopf, Vertrauen nährt unser Herz. Du hast die Wahl.»

In diesem Moment klingelt POWERs Mobiltelefon. Seine Chefin. NAVI beobachtet, wie er verstummt und nur mit «Ja» oder «Hm» reagiert. Sie erhebt sich, verabschiedet sich mit einer leisen Geste und verlässt das Büro. Nach dem Telefonat starrt POWER ins Leere und murmelt: «Du hast die Wahl – Angst oder Vertrauen.»

Reflexion

Die Begegnung lässt ihn nicht los. Auf seinem sonntäglichen Ausritt mit seinem Pferd HORSEPOWER kreisen seine Gedanken erneut um diese Worte. Zuhause angekommen, greift er zu Notizbuch, Whisky und Zigarre – und schreibt nieder:

Variante ANGST
NAVI ist ein Risko. Sie hat meine Schwächen aufgedeckt und kennt die wahren Hintergründe. Sie triggert mich, gefährdet meine Position und könnte andere dazu bringen, meine Autorität infrage zu stellen. Sie ist nicht kontrollierbar, zu stark. NAVI bedeutet Veränderung, Aufwand und Unruhe. Sie muss so schnell wie möglich weg.

Variante VERTRAUEN
NAVI ist eine Chance. Sie verfügt über das Change-Management-Know-how, das der Geschäftsleitung fehlt. Sie kennt die Stärken und Schwächen meiner Leitungspersonen. Sie ist integer, authentisch und könnte mir helfen, die grossen Herausforderungen zu meistern. NAVI bedeutet Veränderung, Hoffnung und Vertrauen. Wir brauchen dringend ein Transformationsprojekt – und NAVI sollte die Leitung übernehmen.

POWER legt den Stift beiseite. «Angst oder Vertrauen?» grummelt er erneut. Zum ersten Mal seit Langem spürt er, dass er tatsächlich eine Wahl hat.


Weitere transformative Geschichten: https://powernavi.ch/storytelling-de/


 

Captain POWER and Surferin NAVI: Austerity Measures – Now What?

Austerity measures are more than numbers – they are a test of leadership. The encounter between Captain POWER and Surfer NAVI shows how trust can become the decisive lever for real transformation.


By Marco S. Maffei

Exchange

NAVI listens at Captain POWER’s office door. «What’s his mood like today? How attentive will he be this time? How much transparency will be possible?» But instead of the usual murmuring as he vents to a direct report about his boss, she hears quiet sobbing, slowly fading away. Another ten minutes pass before he calls her in. «Sorry for the delay,» he greets NAVI with dark circles under his eyes and a tense voice. «Something urgent came up. What’s on the agenda?»

«Thank you, POWER, for taking the time,» NAVI begins calmly. «We’ve got five minutes left from our scheduled thirty. When’s your next appointment?» «Oh, they can wait,» he waves it off. «What’s this about?»

«As you know, I work for you as a freelancer on a temporary mandate. That allows me to give you an independent and transparent perspective on the processes and challenges in your organization. Would you like to hear it?» POWER nods, crosses his arms, leans back in his executive chair, clearly wrestling with his emotions.

Confrontation

«Well, I sense that the atmosphere in the teams is heavy and extremely tense,» NAVI continues. «Cross-departmental collaboration is becoming noticeably more difficult. Everyone seems busy, but no one really knows what the others are working on. The rumor mill is in full swing. Since the austerity measures were announced, employees’ need for information has exploded. All eyes are on the executive board.

But it remains silent, hiding behind polite diplomatic platitudes and seemingly waiting it out. Yet it’s precisely in times like these that leadership is needed most. Pure austerity without sociocultural embedding undermines trust in the management – and above all, fuels fear. The consequences are predictable: withdrawal, loss of loyalty, declining engagement, and growing conflicts. ‘Work to rule’ becomes the norm. At the same time, your most productive and innovative employees are leaving.»

POWER swallows. With a pale smile and trembling lips he replies, «Frankly, it’s all getting too much for me. Since my sick leave, things have escalated. I feel overwhelmed. Change management isn’t exactly my strong suit. I’d actually much rather interpret data than lead people.»

Suddenly his facial expression hardens. «But I don’t have a choice. I just have to push through. Function. It’ll work out somehow.»

«Thank you for your honesty, POWER. I can feel the pressure on your shoulders,» NAVI acknowledges. «When it come to ‘having no other choice’, I see things differently. In life – and in our professional lives too – we always have at least two options: to make decisions driven by fear or based on trust. Fear feeds the mind, trust nourishes the heart. The choice is yours.»

At that moment, POWER’s mobile rings. His boss. NAVI watches as he falls silent, responding only with «Yes» or «Mm-hm». She stands up, quietly gestures goodbye, and leaves the office. After the call, POWER stares into space and murmurs: «You have a choice – fear or trust.»

Reflection

The encounter won’t leave him alone. On his Sunday ride with his horse HORSEPOWER, his thoughts return to those words again. Back home, he reaches for his notebook, whisky, and cigar – and writes:

Option FEAR
NAVI is a risk. She’s exposed my weaknesses and knows the real background. She triggers me, threatens my position, and could lead others to question my authority. She’s not controllable, too strong. NAVI means change, effort, and disruption. She needs to go as soon as possible.

Option TRUST
NAVI is an opportunity. She has the change-management know-how my board lacks. She knows the strengths and weaknesses of my managers. She’s honest, authentic, and could help me tackle the big challenges. NAVI means change, hope, and trust. We urgently need a transformation project – and NAVI should take the lead.

POWER sets down the pen. «Fear or trust?» he grumbles again. For the first time in a long while, he feels that he truly has a choice.


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