Mitarbeiter begeistern – Interview über Unternehmenskultur mit Andreas Juchli, Arzt und CEO JDMT
Interviewer: Marco S. Maffei
Herr Juchli, herzlichen Dank für die Interview-Möglichkeit.1 Mich interessiert Ihre Erfahrung als Unternehmer und Führungskraft zum Thema Unternehmenskultur. Unter Unternehmenskultur verstehe ich die Art und Weise, wie sich die Menschen in einem Unternehmen verhalten.
Wie beurteilen Sie die Bedeutung von Unternehmenskultur im Kontext der Unternehmensführung?
Andreas Juchli: Die Bedeutung von Unternehmenskultur versteht man am besten dort, wo sie schlecht ist. Zum Beispiel war ich einmal in einem Unternehmen tätig, in dem die oberste Führungsebene praktisch nicht miteinander geredet hat. Die Stimmung war frostig. Es gab Burnout-Fälle und Kündigungen. Leider sind es meistens die sehr fähigen Mitarbeiter, die gehen. Das Problem war also gravierend und eindeutig kultureller Art.
Welche Zusammenhänge sehen Sie zwischen Unternehmenskultur, Performance und Fluktuationskosten?
Andreas Juchli: Ich bin überzeugt, dass hier ein direkter Zusammenhang besteht. In beide Richtungen, wie oben beschrieben als negative Spirale oder als positive bei einer guten Unternehmenskultur: Je besser die Menschen miteinander kommunizieren und zusammenarbeiten, desto effizienter und wirksamer sind sie. Vor allem in schwierigen Situationen zeigt sich dann, wer zum Unternehmen steht und bereit ist, mehr zu leisten. Das Verhalten der Chefs ist hierbei erfolgsentscheidend.
Welche unternehmenskulturellen Massnahmen haben Sie bereits getroffen?
Andreas Juchli: Verschiedene. Unter anderem wöchentliche Koordinationssitzungen als Plattform, um miteinander über relevante Anliegen zu reden. Sich dafür Zeit zu nehmen, gut zuzuhören und sachlich zu bleiben, sind zentrale Aspekte. Eine weitere Massnahme betrifft die Organisation. Hier habe ich eine Struktur mit klaren Verantwortungsbereichen, Zielvereinbarungen und Spielregeln eingeführt. Das schafft Klarheit, stärkt die Berechenbarkeit und schärft den Fokus.
Welche aktuellen Herausforderungen hinsichtlich Unternehmenskultur gibt es Ihrer Ansicht nach?
Andreas Juchli: Ich frage mich manchmal, ob sich die obersten Führungsebenen der Wichtigkeit einer guten Unternehmenskultur wirklich bewusst sind. Ein Chef kann durch eine kleine, unfaire Bemerkung einen sehr grossen Schaden anrichten, insbesondere wenn er selbst sich nicht an die Spielregeln hält.
Welche unternehmenskulturellen Trends bestehen Ihrer Meinung nach?
Andreas Juchli: Ich sehe die Tendenz zu einer Verschmelzung von Geschäfts- und Privatleben. Dies erachte ich als kritisch, denn es besteht die Gefahr, aus falscher Rücksicht ineffizientes Verhalten zu dulden. Wer führt, muss auch unangenehme Entscheide fällen können. Wem das schwer fällt, braucht mehr Distanz zu seinen Mitarbeitern. Weiter gibt es einen Trend zu flachen Hierarchien. Auch das birgt ein gewisses Risiko in sich. Wenn zum Beispiel ein Chef für zu viele Mitarbeiter verantwortlich ist, kann dies schnell zu Entscheidungsengpässen und Fehlentscheiden führen. So können zusätzliche Hierarchiestufen auch Vorteile bringen, indem sie beispielsweise kürzere Entscheidungswege und nähere Beziehungen begünstigen.
Abschlussfrage: Was verstehen Sie unter Unternehmenskultur?
Andreas Juchli: Unternehmenskultur bedeutet für mich vor allem Mitarbeiter begeistern. Begeistert sind sie, wenn sie gerne arbeiten, sich getragen und gefördert fühlen und im Vergleich zu anderen fair beurteilt werden.
1 Die von powernavi geführte Interview-Reihe fand in der zweiten Hälfte 2016 statt. Hier folgt ein Auszug der ungefähr 20 Interviews mit Geschäftsführern und Personalverantwortlichen aus den Branchen Baugewerbe, Maschinen- und Anlagebau, Detailhandel, Finanzdienstleistungen, Personaldienstleistungen, IT/Internet, Energie, Gesundheit und soziale Dienste, öffentlicher Dienst.
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