Die richtige Einstellung zählt

Die richtige Einstellung zählt - Interview über Unternehmenskultur mit Marc Hallauer, CEO credaris


Interviewer: Marco S. Maffei

Herr Hallauer, herzlichen Dank für die Interview-Möglichkeit.1 Mich interessiert Ihre Erfahrung als Führungskraft zum Thema Unternehmenskultur. Unter Unternehmenskultur verstehe ich die Art und Weise, wie sich die Menschen in einem Unternehmen verhalten.

Wie beurteilen Sie die Bedeutung von Unternehmenskultur im Kontext der Unternehmensführung?
Marc Hallauer: Bei Credaris sind wir stark abhängig vom Menschen, denn unser Geschäftsmodell basiert nicht auf Maschinen oder automatisierten Produktionsabläufen. Innerhalb des vorgegebenen Rahmens seitens Markt und Konkurrenz ist es für uns erfolgsentscheidend, wie sich der Mensch verhält. Wären unsere Mitarbeiter zum Beispiel nicht sensibilisiert auf Risiken und hätten einen einseitigen Umsatzfokus, gäbe es uns in einem Jahr nicht mehr. Zudem ist es für uns überlebenswichtig, kunden- und nicht abwicklungsorientiert zu denken, auch wenn dies immer mit Mehraufwand verbunden ist.

Welche Zusammenhänge sehen Sie zwischen Unternehmenskultur, Performance und Fluktuationskosten?
Marc Hallauer: Wir brauchen Mitarbeiter mit der richtigen Einstellung. So halten wir die Leistung hoch und die Fluktuationskosten tief. Deshalb legen wir grossen Wert auf die Rekrutierung. Bevor wir eine Person einstellen, geben wir ihr die Chance, während eines Halbtages mit unserem Team zusammenzuarbeiten. Das Team gibt dann grünes Licht, wenn die «Chemie» stimmt. Damit haben wir bis jetzt sehr gute Erfahrungen gemacht. Voraussetzung ist natürlich, die entsprechende Verantwortung an das Team zu delegieren, was eine Frage des Vertrauens und somit der Unternehmenskultur ist.

Welche unternehmenskulturellen Massnahmen haben Sie bereits getroffen?
Marc Hallauer: Eine zentrale Massnahme ist es, sich Klarheit darüber zu verschaffen, was für uns die «richtige» Einstellung ist. Bei uns sind Menschen willkommen, die konsequent handeln und dafür volle Verantwortung übernehmen. Oft sind dies Menschen mit Ecken und Kanten, keine Herdentiere. Weiter ist es uns wichtig, einen guten Rahmen für die Mitarbeitenden zu bieten: Ein leistungsorientiertes Umfeld, in dem sich alle wohl fühlen, sich einbringen, Wertschätzung erfahren und Erfolge gefeiert werden.

Welche aktuellen Herausforderungen hinsichtlich Unternehmenskultur gibt es Ihrer Ansicht nach?
Marc Hallauer: Die Digitalisierung verändert unsere Arbeitswelt in rasantem Tempo. Wer mit diesem Wandel nicht Schritt hält, stirbt. Offenheit gegenüber Neuem ist demnach eine notwendige Voraussetzung, was wiederum eine Frage der richtigen Einstellung ist.

Welche unternehmenskulturellen Trends bestehen Ihrer Meinung nach?
Marc Hallauer: Die Digitalisierung hat in unserer Branche das Tempo massiv erhöht. Es ist wichtig, agil zu bleiben und sich in immer neuen Konstellationen den laufenden Herausforderungen zu stellen. Für die Unternehmenskultur bedeutet dies, dass Mitarbeiter selbständiger entscheiden können müssen. Dafür braucht es einerseits Menschen, für die der «konstruktive Ungehorsam» kein Fremdwort ist. Und damit diese Menschen richtig entscheiden können, brauchen Sie vollständige Informationen, das «Big Picture». Dieses zu vermitteln und Strukturen und Tools zu schaffen, damit Informationen fliessen, stellt dabei eine zentrale Aufgabe jeder Führungskraft dar. Erfolgreiche Unternehmen schaffen eine Kultur, in der Mitarbeiter selbständig und ohne den Chef zu fragen, Entscheide fällen und dafür auch die Verantwortung übernehmen. Ob sie formell für eine gewisse Entscheidung zuständig sind, ist zweitrangig.

Weiter ist mir das Thema Frauen ein Anliegen. Ich stelle fest, dass Frauen aufgrund der Verantwortung, die sie für Familie und Kinder tragen, ein flexibles Umfeld brauchen, sich aber dann mit umso höherem Engagement einbringen – der Extremfall sind Alleinerziehende Mütter. Hier machen wir als Firma sehr gute Erfahrungen.

Abschlussfrage: Was verstehen Sie unter Unternehmenskultur?
Marc Hallauer: Die Unternehmenskultur als das Verhalten der Mitarbeiter zu sehen, erscheint mir sehr treffend. Hinzu kommt meines Erachtens noch der Aspekt der Wertvorstellung, der richtigen Einstellung, die ein Mitarbeiter mitbringt. Passt die Einstellung zur Unternehmung, sind die Bausteine für eine gute Unternehmenskultur vorhanden – und die richtige Einstellung beginnt nicht zuletzt in der Chefetage: Dort muss sie vorgelebt und gepflegt werden.


Die von powernavi geführte Interview-Reihe fand in der zweiten Hälfte 2016 statt. Hier folgt ein Auszug der ungefähr 20 Interviews mit Geschäftsführern und Personalverantwortlichen aus den Branchen Baugewerbe, Maschinen- und Anlagebau, Detailhandel, Finanzdienstleistungen, Personaldienstleistungen, IT/Internet, Energie, Gesundheit und soziale Dienste, öffentlicher Dienst.


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