Basiswissen Komplexität

Braucht es ein Basiswissen für den gezielten Aufbau, Ausbau und Wiederaufbau von Vertrauen im Business-Kontext?

Ja, Motivation und gesunder Menschenverstand sind zwar hilfreich, genügen allein jedoch nicht! Überall, wo Menschen auf Augenhöhe zusammenarbeiten sollen, bedarf es einer Grundkenntnis über Komplexität, Transformation und Kommunikation.

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Basiswissen Komplexität

Unterschiedliche Führungssituationen erfordern unterschiedliche Handlungsstrategien. Eine einfache Segel-Metapher verdeutlicht dies:

  1. Steuerung (einfach-stabil): "Befindet sich das Segelschiff weit draussen, fernab von Untiefen, bei ruhiger See und konstantem Wind in bekannten Gewässern, so kann die Situation als einfach und stabil bezeichnet werden. Das Schiff wird leicht auf Kurs gehalten. Bis auf die Korrektur kleiner Abweichungen wird das Schiff durch einfache Zielvorgabe gesteuert. 
  2. Regelung (komplex-stabil): Nähert sich das Schiff einer bekannten Küste, so ist die Situation zwar weiterhin stabil, dafür aber deutlich komplexer. Der Kurs muss sich an den in den Seekarten eingezeichneten Untiefen und Fahrrinnen orientieren. Anhand von Seezeichen, Landmarken, Tiefenmessungen oder anhand astronomischer Peilung kann der Kurs im Abgleich von Ziel und bestimmter Position im Sinne eines Regelungsvorganges bestimmt werden. 
  3. Reagieren (einfach-instabil): Wird mit dem Schiff im sicheren Hafen manövriert, so ist die Situation zwar angesichts der unvorhersehbaren Bewegungen und der nicht immer einzusehenden Positionen der anderen Schiffe instabil, aber durch die im Hafenbecken überall ausreichende Wassertiefe im Prinzip unproblematisch und einfach. Das Manövrieren ist nicht planbar, kann jedoch gefahrlos durch unmittelbares Ausprobieren nach Versuch und Irrtum bestimmt werden. 
  4. Selbstorganisation (komplex-instabil): Besondere Herausforderungen entstehen, wenn sich das Schiff in fremden Gewässern auf der Suche nach unbekannten Küsten befindet. Steuern und Regeln sind nicht möglich. Es gibt keine Seekarten und kein ortsbezogenes Vorwissen, an dem sich das Handeln orientieren kann. Die Situation ist komplex und instabil. Ein dauerhaftes Vorgehen nach Versuch und Irrtum wäre unverantwortlich, da es den Schiffbruch einkalkuliert. Es bleibt nur die Entwicklung von Visionen, das Vertrauen auf Intuition, die Sensibilisierung für die Wahrnehmung aktueller Gegebenheiten und das bewegliche Sich-Einlassen auf jede noch so kleine Veränderung. Der Kurs entsteht also aus der schrittweisen, wechselseitig aufeinander bezogenen Abstimmung von Zielvorstellungen und vorgefundenen Bedingungen. Das Handeln ist Ergebnis einer spontanen, eigendynamischen Ordnungsbildung. Dies war auch die Situation von Christopher Columbus bei der Entdeckung Amerikas."
    Quelle: Kruse, P. (2015): Erfolgreiches Management von Instabilität – Veränderung durch Vernetzung. Gabal: Offenbach, S. 48-49.

Eine Herausforderung besteht darin, die Führungssituation richtig und rechtzeitig einzuordnen, um den passenden Weg zwischen Paralyse und Aktionismus zu finden. Vertrauen spielt hier eine entscheidende Rolle: Es beschleunigt den Informationsfluss, stärkt den Zusammenhalt, erleichtert die Führung und Zusammenarbeit, reduziert die soziale VUCA und verringert die Ängste vor Veränderung, Verlust und Verantwortung.